Baugewerbe

Im Fahrstuhl nach oben

Die Baubranche ist nicht nur eine tragende Säule der Wirtschaft, sondern gilt auch als sensibles Konjunktur-Barometer. Niedrige Zinsen und Roh­stoff­preise führen zu positiven Ausschlägen, wie um­gekehrt Investitions­staus bei öffentlicher Hand oder Wirtschaft die Nadel nach unten ziehen.

Seit zwei Jahren hat die Konjunktur im Baugewerbe wieder angezogen. War die Jahre zuvor fast ausschließlich im Bestand saniert worden, ist 2012 allein der Umsatz im Wohnungs­neu­bau – einem wichtigen Teilmarkt der Bau­wirt­schaft – um 5 % auf 32,5 Milliarden Euro gestiegen. Mit der Erstellung gewerblicher und industrieller Bauten, dem so genannten Wirt­schafts­bau (Hoch- und Tiefbau) setzte die Branche 2012 ähnlich viel um (34,1 Mrd. Euro). Lediglich bei öffentlichen Aufträgen halten sich Staat und Kommunen noch zurück. Impulse für das Bau­neben­gewerbe kommen 2013 vor allem durch das 580-Millionen-Euro-Förder­programm des Bundes zum KiTa-Ausbau.

Bauhauptgewerbe: Kleinere Betriebe dominieren

Zur Bauwirtschaft zählen laut amtlicher Statistik vorbereitende Bau­stellen­arbeiten, Hoch- und Tiefbau, Bau­installation und sonstiges Bau­gewerbe sowie die Vermietung von Bau­maschinen mit Bedienungs­personal. Grob unterteilt spricht man von Bau­haupt- und Bau­neben­gewerbe. 2012 gab es in Deutsch­land gut 75.000 Unternehmen des Bau­haupt­gewerbes, die in den Bereichen Roh­bau, Hoch- und Tief­bau sowie im Land­schafts- und Straßen­bau tätig waren. Die Branche wird von kleineren Betrieben dominiert: Neun von zehn haben weniger als 20 Beschäftigte, knapp ein Prozent mehr als 100 Mitarbeiter. Umgekehrt lag die Brutto­wert­schöpfung in den großen Bau­unter­neh­mungen mit gut 70.000 Euro je Beschäftigtem doppelt so hoch wie in den kleinen Bau­betrieben. Insgesamt leisteten 745.000 Beschäftigte im Vorjahr 885 Millionen Arbeits­stunden, für das sie ein Brutto­entgelt von 20,7 Milliarden Euro erhielten.

Ausbaugewerbe ist witterungsunabhängig

Zum Bau­neben­gewerbe, oft auch Aus­bau­gewerbe genannt, gehören die Gewerke Elektro­installation einschließlich Netzwerk- und Alarm­anlagen­technik, Gas-, Wasser-, Heizungs-, Lüftungs- und Klima­installation, Bau­tischler und -schlosser, Maler, Glaser, Fliesen- oder auch Fuß­boden­leger. Hier zählt das Statistische Bundes­amt knapp 7.900 Betriebe mit 312.000 Mitarbeitern, die einen Jahres­umsatz von 36,5 Milliarden Euro erzielen. Im Gegensatz zum Hoch- und Tiefbau kann im Aus­bau­gewerbe das ganze Jahr gearbeitet werden, was die hohe Zahl von 394 Millionen geleisteten Arbeits­stunden in 2012 erklärt.

Besonderheiten der Baubranche

Anders als in vielen Produktions­branchen unterliegt das Bau­gewerbe einem hohen Kalkulations­risiko, weil die Bedingungen vor Ort oft nur unvollständig bekannt sind. Bei Angebots­erstellung fließen in der Regel die voraus­sicht­lichen Selbst­kosten in die Preis­findung ein, in der Auftrags­kalkulation werden die zugrunde liegenden Einheits­preise fixiert. Ganz typisch für die Bau­branche sind zudem Nach­träge für Bau­leistungen, die im Vertrag nicht geregelt wurden oder für die sich die Mengen­basis der Preis­ermittlung geändert hat.

Kosten intern im Griff behalten

Damit die Kosten gerade bei größeren Bau­vorhaben nicht aus dem Ruder laufen, ist für Bau­unternehmen entscheidend, Kosten und Erlöse im laufenden Projekt fort­zuschreiben. Die jederzeit aktuelle Information über die entstandenen bzw. prognostizierten Kosten unterstützt die Projekt­steuerung. Hier bietet MegaPlus®/K Kosten­rechnung mit dem Modul Auftrags- und Projekt­abrechnung eine hervorragende Lösung für das Bau­neben­gewerbe. Zudem unterstützt MegaPlus® nach Beendigung der Bau­ausführung auch das Controlling durch Nach­kalkulation.

Die spezielle Struktur des Ausbau­gewerbes macht zudem ein gutes Liquiditäts­management zur Pflicht.
Die in der Regel eher schmale Eigen­kapital­basis der Betriebe, verbunden mit saisonal oft schwankenden Zahlungs­eingängen und von Auftrag­gebern verlangten Sicherheits­leistungen können bei Zahlungs­ausfällen schnell zu finanziellen Engpässen führen. Verschärft wird das Problem für die Betriebe aufgrund der vorfinanzierten Leistungs­erbringung nach VOB, was bis zur Zahlung der Schluss­rechnung nicht selten hohe Außen­stände zur Folge hat.

Abschläge schaffen Liquidität

Deshalb sind in der Baubranche Voraus­zahlungen und Abschlags­zahlungen üblich, ebenso wie Teil­schluss­zahlungen für Leistungen, die nach § 16 Nr. 4 VOB/B abgeschlossen sind. Um diese bei mehr­jährigen Projekten einschließlich der darauf entfallenden Umsatz­steuer korrekt zu buchen, ist das Modul Anzahlungs­buchhaltung in MegaPlus®/F Finanz­buchhaltung sehr nützlich. Die notwendigen Korrekturen bei der Verrechnung noch nicht abgerechneter Bau­leistungen erfolgen Schritt für Schritt automatisch bis hin zur Schluss­rechnung. Abschlags­zahlungen sind sofort auf der Aktivseite der Bilanz sichtbar wie umgekehrt auch mögliche Verbindlich­keiten gegenüber Arbeits­gemein­schaften als Passiva.

Die gute Auftrags­lage und ein weiterer Anstieg der Bau­geneh­migungen stimmt die Bau­branche für das laufende Jahr optimistisch. Selbst nach Ende des Konjunktur­programms II sorgen der verbliebene Investitions­stau bei öffentlichen Bau­vorhaben, die Wohnungs­knappheit in Ballungs­räumen und niedrige Hypotheken­zinsen für eine anhaltend positive Prognose.